40 Jahre Kinz Bonn: Entwicklungs- und Sozialpädiatrie gestern - heute - morgen

Liebe Kolleginnen und Kollegen aller Professionen,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde des Kinderneurologischen Zentrums Bonn,

40 Jahre sind kein runder Geburtstag. 4 Jahrzehnte des intensiven, engagierten und erfolgreichen Wirkens für Kinder und Jugendliche mit besonderen Schwierigkeiten und deren Familien verdienen es aber sehr wohl, gebührend gewürdigt zu werden. Wir möchten dieses kleine Jubiläum deshalb mit Ihnen zusammen gestalten und gleichzeitig zum Anlass dafür nehmen, Altes und Neues miteinander zu verbinden.

Die Krankheitsbilder an sich, die im Kinderneurologischen Zentrum Bonn ebenso wie in 155 anderen SPZ bundesweit behandelt werden, haben sich nicht verändert. Die Vorgehensweisen hingegen sind deutlich anders geworden mit einer enormen Erweiterung der ambulanten Interventionsmöglichkeiten. Gleichzeitig hat sich das Spektrum der Störungsbilder, weshalb eine Überweisung veranlasst wird, gewandelt. Mit stetig steigendem Anteil ist die komplexe Mischung aus Entwicklungs- und Verhaltensstörungen des Kindes mit familiären und psychosozialen Belastungsfaktoren in den Vordergrund gerückt. Die Aufgaben der Entwicklungs- und Sozialpädiatrie sind damit ein unmittelbarer Spiegel von Tendenzen in der Gesellschaft insgesamt, die in ihren Ursachen wie Wohlstandsverarmung und Chancenungleichheit lange bekannt sind, aber politisch nur unzureichend angegangen werden. Viele Faktoren aus dem familiären und schulischen Bereich treten hinzu.

Grundlegende Veränderungen haben sich im therapeutischen Vorgehen und bei der Behandlungsplanung ergeben. Galten früher die Fachleute als „Experten für das Kind“, ist heute unstrittig, dass diese Position einzig den Eltern zukommt. Dabei spielt es keine Rolle, über welche persönlichen Ressourcen eine Familie verfügt. Aufgabe des interdisziplinären und bereichsübergreifenden Teams ist es vielmehr notwendig, die jeweils bestmöglichen Optionen zur Unterstützung eines Kindes oder Jugendlichen in der Entwicklung zu identifizieren und die Familie dann in den eigenen Handlungen zu unterstützen. Soziale Teilhabe, Autonomie und Lebensqualität stehen über einzelnen funktionellen Aspekten. Mitglieder des KiNZ-Teams haben immer in diesem Sinn an einer Weiterentwicklung von Konzepten mitgewirkt und tun dies heute unverändert.

In einer sehr stark zahlengläubigen Zeit mit Hang zu überbordender Dokumentation und Kontrolle mit dem Effekt der Pseudogenauigkeit ist es wichtig, gerade in einem sehr emotionsbesetzen Bereich wie der Entwicklung von Kindern stets die Grundlagen des aktuellen Wissens zu berücksichtigen. In den Vorträgen unseres Symposiums wird deshalb der viel genutzte Begriff der „Plastizität“ mit Inhalt gefüllt. Die Workshops sind um häufige und wichtige Themenkreise gruppiert, wie sie hier im KiNZ bearbeitet werden. Sie bieten eine Plattform zum interdisziplinären Austausch. Facetten aus der Geschichte des Hauses stellen zusammen mit dem Schlussbeitrag den besonderen Rahmen des Programms dar. Wir danken Dr. Eckart von Hirschhausen für sein persönliches Engagement und freuen uns auf sein medizinisches Kabarett.

Herr Prof. Dr. Hans G. Schlack vollendet im August sein 80. Lebensjahr. Ihm ist als Nestor der deutschen Sozialpädiatrie dieses Symposium in hoher Anerkennung und Dankbarkeit gewidmet.
Wir freuen uns, mit Ihnen gemeinsam einen informativen, lebendigen und im persönlichen Austausch bereichernden Fortbildungs- und Festtag zu gestalten.
Seien Sie herzlich willkommen!

Mit freundlichen Grüßen
Für das KiNZ-Team

 

 

Dr.Helmut Hollmann

Chefarzt